Mit einem ganz besonders markanten Klingelton, den ich auch nachts garantiert nie überhören würde ist in meinem Handy die Telefonnummer der Rettungsleitstelle der Dessau-Roßlauer Berufsfeuerwehr unterlegt.....und dieser Rufton ertönt seit Gründung unseres Pfötchen e.V. des öfteren; nämlich immer dann, wenn die Mitstreiter der Rettungsleitstelle unsere Hilfe in tierischen Notfällen erbitten.

Als noch sehr junger Tierschutzverein freuen wir uns jedes Mal über das Vertrauen, das uns damit entgegengebracht wird und darauf, einem vierbeinigen Schützling in einer schwierigen Situation weiterhelfen zu können....so wie dem wundervollen Kater ODIN, dessen Notruf am 23. April um 19 Uhr 30 zu uns gelangte:

Ein junger Kollege der Berufsfeuerwehr berichtet mir zu diesem Zeitpunkt am Telefon, dass im Haideburger Forst, unweit der Autobahnzufahrt, ein Mann während des Spazierganges mit seinem Hund eine junge Katze entdeckt hat, die an einem Baum Schutz suchte und durch lautes Miauen die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken versuchte.

Da kaum bewohnte Grundstücke in dieser Gegend zu finden sind, nahm der Spaziergänger das Tier mit und bat anschließend die Rettungsleitstelle um weitere Hilfe....

Um möglichst schnell mit dem Herrn Kontakt aufnehmen zu können, wenn wir eine Bleibe für das Tier gefunden haben, bitte ich die Rettungsleitstelle um die Telefonnummer des Finders und starte unsere - nun schon in anderthalb Jahren Vereinsarbeit bewährte -  Telefonkette und gebe die Informationen, die ich bekommen habe weiter.

Da jeder unserer aktiven Mitstreiter weitere Personen kennt, welche sich zeitweilig als Pflegestelle bereit erklären oder aber einem Tier ein dauerhaftes Zuhause schenken wollen, ist die Chance recht groß, dass wir schon in den nächsten Stunden konkrete Hilfe anbieten können.
Einige bewährte Pflegestellen rufe ich persönlich an, um zu hören, ob ein Platz frei wäre....

Während die Telefonkette "weiterrollt", nehme ich mir die Zeit , den Finder des Tieres anzurufen. Er versichert mir am Telefon, dass er der Katze  noch "auf den letzten Drücker" Futter im Haideburger Supermarkt gekauft habe und dass sie ja auch gern hätte bleiben können....wenn die Familie nicht stolzer Besitzer eines 2-jährigen Dalmatiners wäre, der keine Erfahrungen mit Katzen hat. Eine Nacht aber wäre der pelzige Gast kein Problem, er freue sich, dass die "Pfötchen" bereits nach einer Pflegestelle suchen.

Noch während des Gesprächs "klopft" ein neues Gespräch in der Telefonleitung: einem Vereinsmitglied ist ein Gepräch mit einer Tierfreundin wieder eingefallen, das sie vor wenigen Tagen geführt hatte. Die Tierfreundin wünscht sich eine Katze, ist aber noch nicht ganz überzeugt, ob ihr kleiner Hund dafür das "notwendige Verständnis " aufbringen würde ???

D a s  i s t  e s !
Die Idee ist geboren: da die Katze als Fundtier noch ein halbes Jahr lang unter gesetzlichem Eigentumsvorbehalt steht (das ist die Zeit, in der ein möglicher Besitzer, dem das Tier entlaufen ist, die Möglichkeit hat es von den Findern oder der Pflegeperson zurückzuverlangen), könnte die Tierfreundin testen, ob ihr Hund positiv auf den Pflegling reagiert und die Katze wäre vorerst in einem liebevollen und sicheren Zuhause......

Mit Elkes Idee im Gepäck starte ich meinen Anrufmarathon nochmals. Diesmal , um unser Vorgehen mit allen Vorstandsmitgliedern abzustimmen, stehen wir ja schließlich bei der Auswahl einer Pflegestelle oder einer Endvermittlung gemeinsam in der Verantwortung....

Auch hier findet die Idee ein gutes Echo und nun kanns richtig  losgehen: es werden Nägel mit Köpfen gemacht....

Nun ja, es ist schon kurz vor 22 Uhr aber ich rufe die ausgewählte Tierfreundin trotzdem noch an und erkläre ihr die Situation. Sie ist überglücklich bei der Vorstellung, dass sie noch an diesem Wochenende Familienzuwachs bekommen soll.....im Hintergrund höre ich eine Wortmeldung ihres kleinen Hundes und hoffe mal sehr , dass der Zustimmung signalisiert ! ;-)

Aber: ich muß ihr auch vorsichtig vermitteln, dass bis Ende Oktober 2010 noch jederzeit ein Besitzer an uns herantreten kann und sie sich dann , möglicherweise, von ihrem liebgewordenen "Pelzchen" wieder verabschieden muß.....Am Telefon merke ich, dass sie ein paar mal schlucken muß, aber dann verpricht sie mir: in so einem Fall natürlich sofort das Tier herauszugeben ...und sie hoffe, dass sie dann nicht zu sehr weinen müsse.....

Ein letztes Mal störe ich nun, mittlerweile nach 22 Uhr, den Finder der Katze ( ich gestehe, ich hab ein ziemliches "Uhrenproblem", wenn ich mich in einen Fall verbissen habe.....) und frage ihn, wann am morgigen Samstag ich das Tier ,mit meinem Mitstreiter Jürgen gemeinsam, abholen könnte ?

Wir verbleiben bei einem Treffen zu 18 Uhr, er gibt mir noch seine Adresse und ich teile unserer Pflegestelle mit, dass wir vermutlich gen 19 Uhr mitsamt dem Pflegekind bei ihr sein werden....  

Den Pflegevertrag noch in der selben Nacht zu verfassen, darauf verzichte ich dann doch, denn meine Katzen und mein Mann signalisieren mir so langsam, dass der Rest des Tages
i h n e n zusteht....Okay, mit 3: 1 überstimmt..... und sie haben ja eigentlich recht....;-)))

Am Samstg gegen 17 Uhr 30 beladen Jürgen und ich unser rotes "Pfötchen-Mobil"  vor der Ausgabestelle mit einem Katzentragekorb und  ein wenig Streu und Futter als "Erstversorgung" für den Findling und starten in Richtung Haideburg: ein schönes Wohnviertel, aber mit sehr verwinkelten Straßen, so dass wir im ersten Anlauf in der angegebenen Staße zunächst glatt vor dem Haus Nummer 17 statt vor der 15 parken....
Sekunden später kommt uns (aus dem inzwischen gefunden "richtigen" Haus) schon die gesamte Familie, samt Dalmatiner Max und der Findlingskatze , entgegen: 

Jürgen und ich, langjährige Katzenfans, können uns an dem Tier gar nicht satt sehen als es im Transportkorb sitzt:  

ein Traum in weiß, mit zarten braunen Flecken am Kopf und einem helbraunen Schwanz....und das Schönste: gletscherblaue , große Augen schauen uns aufmerksam an....

Von der netten Finderfamilie zunächst FREITAG genannt, wird Jürgen und mir auf der Fahrt zur Ausgabestelle schnell klar: nee, der Name passt nicht zum Tier !
Wer so nordisch und schneeweiß  aussieht, der braucht einen irischen, keltischen oder nordischen Namen....uns so gehen wir gemeinsam in Gedanken zunächst die nordischen Sagengestalten durch - männlich und weiblich, da uns der Findling bisher noch nicht verraten hat, w a s  er/sie ist !

Tja, Autofahren ist er/sie offenbar nicht gewohnt, denn vor Aufregung gibt die Blase nach und das strahlendweiße Katzentier versucht , mit leicht angwidertem Blick, zu vermeiden durch die "Bescherung"  nasse Pfoten zu bekommen.

Also nix wie raus aus dem Tragekorb in der Ausgabestelle und während ich das Trageteil in der Toilette mit heißem Waser reinige, säubert Jürgen das Katzentier und verrät mir bei meiner Rückkehr ,
dass wir hier einen attaktiven jungen Kater vor uns haben, der offenbar auch kastriert ist....und wir entscheiden uns für den Namen ODIN.

Den Kater beeindruckt das scheinbar wenig, er will erst mal fressen und findet es höchst unfair, dass er nun anschließend wieder in den frisch gesäuberten Transportkorb soll. Aber, diese kleine Machtprobe zeigt uns noch eine weitere Besonderheit von ODIN: er nimmt keinerleit Geräusche wahr, weder Schlüsselklirren noch das Rascheln einer Futtertüte, wenn er sie nicht auch direkt und gleichzeitig sieht......ODIN ist, wie viele weiße Katzen, offenbar taub....aber nun ja, das ist nun keine Behinderung, mit der man nicht gut leben kann !

Auf gehts nun wieder ins Auto und diesmal in Richtung der Pflegestelle: ODIN ist erneut derart aufgeregt, dass ihm ein erneutes Malheur passiert: oje, diesmal gibt der Darm nach !!! So klein wie möglich macht er sich nun im Korb, noch mehr braune Flecken als von der Natur vorgesehen, möchte er offenbar nicht in seinem Pelz haben... Wir auch nicht...was soll denn die Pflegmutti von ihm denken ???

Schnell raus aus dem Auto und ins Wohnhaus der Pflegestelle  ! Sie wartet schon samt Hund in der Tür und bittet uns herein: und nun wird´s spannend !

Der kleine Hund wird zunächst sicher auf Frauchens Arm verwahrt, während wir den Transportkorb öffnen: ODIN kann gar nicht schnell genug herauskommen und sieht sich gelassen um. Er inspiziert die aufgestellten Futterschalen, den kleinen Kratzbaum und entdeckt dann, dass es da ja noch einem Balkon gibt ? Auf den darf er natürlich noch nicht, denn er muß erst gesichert werden......

Wir ermuntern die Pflegemutti nun, den Hund ebenfalls wieder laufen zu lassen....sofort nimmt er Kontakt zum Katertier auf, wirkt aber in keiner Form böse oder gar gereizt...super !!
Auch der Kater sieht es gelassen und inspiziert mit mir zusammen zunächst mal das Badezimmer....

Es sieht so aus, als ob Kater und Hund die nächsten Stunden in Ruhe mit Frauchen vor dem Fernsehr verbringen könnten, ohne dass es böse Rangeleien gibt. Zur Sicherheit könnte sie Frauchen  ja auch, falls nötig, zunächst in getrennten Räumen unterbringen....
Zur Sicherheit bekommt sie noch mal unsere Telefonnummern, damit sie jederzeit anrufen kann, wenn es Probleme geben sollte....

Tja, kleiner ODIN, wir wissen im Moment nicht, ob es irgendwo einen Zweibeiner gibt, der verzweifelt nach Dir sucht. Wenn ja, werden wir Dir helfen, dass Du wieder zu ihm kannst...deshalb schaue ich für Dich auch jeden Abend die Vermisstenmeldungen von TASSO auf meinem PC durch.....
Aber,  wenn niemand nach Dir sucht: wir sind sicher, dass Du es sehr gut bei Deiner Pflegemutti hast und wir dann in jedem Fall einen Menschen für Dich ganz allein finden, der den Rest Deines - hoffentlich sehr langen - Katerlebens gut auf Dich aufpasst....Pfötchen drauf ! 

PS: Für alle, die ODIN auch mal bewundern wollen, werden wir in Kürze noch ein paar Fotos von gestern abend ins Forum stellen.....